Barrierefreiheit - Museen für blinde Menschen zugänglich gestalten.
Berühren und betasten ist für blinde Menschen die beste Art, ein Kunstwerk zu erkunden. So können sie sich mit den Händen ein räumliches Bild davon machen und die Dimensionen erspüren. Wenn es nicht möglich ist, originale Kunstwerke anzufassen, können alternativ berührbare Materialien zur Verfügung gestellt werden. Diagramme und Tastmodelle bieten eine Möglichkeit, um visuelle Kunst zugänglich zu machen. Sie sind taktile Medien und stellen nicht unbedingt das Kunstwerk in jedem Detail dar.
Ein wichtiges Element für den Zugang zu den Museen ist auch die Audiodeskription. Sie wird verwendet, um visuelle Informationen in Film, Fernsehen und seit kurzem auch in Museen zugänglich zu machen. Sie gibt eine verbale Beschreibung der visuellen Wahrnehmung und ermöglicht somit blinden Menschen, sich ein Bild von der optischen Welt zu machen. In Museen können die Kunstwerke während einer Führung beschrieben werden oder die Beschreibung kann in Form eines Audioguides zur Verfügung gestellt werden. Im Idealfall ergänzen sich diese beiden Informationsquellen.
Aber wie wird die Audiodeskription eines Kunstwerkes am besten umgesetzt?
- Die Audiodeskription beginnt mit den Standardinformationen, die auf der Beschriftung des Kunstwerks stehen: Künstler, Nationalität, Titel, Datum, Medium, Größe, Ort des Werkes. Diese Standardinformationen beschreiben nicht das Kunstwerk, sondern die blinden und sehbehinderten Menschen erhalten die gleichen Informationen, die auch den anderen Besuchern zur Verfügung stehen.
- Es folgt ein allgemeiner Überblick über das Werk . Beschreiben Sie zuerst das, was dargestellt wird. Anschließend beschreiben Sie die Zusammensetzung des Werkes und geben Sie einen Gesamteindruck. Gehen Sie in dieser Beschreibung auf die Farbtöne und die Stimmung oder Atmosphäre ein. Viele Menschen, die ihr Sehvermögen verloren haben, wissen wie Farben aussehen.
- Nach dem allgemeinen Überblick sollten Sie auf die relevanten Details des Werkes eingehen. Eine lebendige Beschreibung kann ein Werk zum Leben erwecken. Versuchen Sie, dabei objektiv zu bleiben. Geben Sie genügend Informationen, damit die blinden Zuhörer ihre eigenen Schlußfolgerungen ziehen können.
- Geben Sie an, wo das Werk in der Ausstellung installiert wurde. Seine Platzierung
kann Aufschluß über seine Bedeutung und seinen Bezug zu anderen Werken geben.
Was sollte bei der Beschreibung eines Kunstwerkes beachtet werden?
- Konkrete Angaben werden benötigt, um die Position von Objekten oder Figuren in einem Werk anzugeben. Eine nützliche Methode ist es, sich das Kunstwerk als Zifferblatt einer Uhr vorzustellen. Die meisten blinde Menschen sind mit dieser Orientierungsart vertraut. Zum Beispiel: in einem Gesicht befindet sich der Mund auf 6 Uhr.
- Denken Sie bei der Beschreibung auch daran, dass eine abgebildete Figur dem Spiegelbild entspricht. Die Angaben rechts und links können vieldeutig sein. Zum Beispiel: Die Frau hält rechts eine Blume. Heißt das jetzt, dass die Frau die Blume in ihrer rechten Hand links von uns oder in ihrer linken Hand rechts von uns hält?
- Für eine gute Beschreibung ist eine klare und präzise Sprache wichtig. Sie müssen darauf achten, dass Sie keine zweideutige und bildliche Sprache verwenden. Blinde Zuhörer können Worte sehr wörtlich nehmen.
- Versuchen Sie, bei Ihrer Beschreibung auf den Tast-, Hör- und Riechsinn zurückzugreifen. Blinde Menschen sehen zwar nicht, aber mit ihren anderen Sinnen können sie detaillierte Eindrücke des Werkes sammeln. Beziehen Sie sich beispielsweise auf den Tastsinn, wenn Sie die Oberfläche einer Skulptur beschreiben.
- Manchmal ist es schwierig, die Pose einer Person, die in einem Gemälde dargestellt wird, zu beschreiben. In einem solchen Fall können Sie versuchen, der blinden Person Anweisungen zum Nachahmen der Pose zu geben. Die Imitation bietet eine einfache Möglichkeit, um schwierige Posen zu veranschaulichen.